Das neue Jahr ist kaum ein paar Tage alt, schon liegen große Irrtümer auf dem Tisch und verlangen nach Klärung. Den ersten Flop hat natürlich wieder Kollege Bimmel aufgedeckt: In „Warnung vor IM Bommel“ will er die Follower darauf hinweisen, dass „der Top-Mann „dör Stahtssöcherhöt“ (was sollen die ganzen Ö’s – zu viel Benjamin Blümchen gehört?) anscheinend immer noch aktiv ist.“
Klar Bimmel, ich und die Staatssicherheit, das hast Du Dir aber fein ausgedacht. Klasse Bimmel. Hey, ich bin Blogger, solch subversivelitärrevolutionärvisionären Elemente wie uns aus der Bloggosphäre gab es in der DDR doch gar nicht. Oder hatten die beiden biederen Eriche etwa ein Facebook-Profil? Bestimmt nicht! Hätte sich doch keine „Glücksnuss“ jemals getraut denen zu sagen, was sie zum Beispiel Bummel letztens an den Kopf geschmissen hat: „Schau in dein Inneres und verneine nicht deine Fehler, die du machen könntest.“ So etwas hätte sich olle Glücksnuss früher nicht rausnehmen dürfen, da hätte sie aber ratzfatz in Bautzen gesessen und Schluss wär’ gewesen mit Lustig. Lebenslang offline so zu sagen. Ne, ne, da hast Du mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen!!!…!!...!...?...??...??? Oder…mhh…vielleicht…doch…nicht? Hast Du da unbewusst ins Schwarze getroffen? Hast auf mich gezielt und am Ende beim üblichen Hinfallen ganz zufällig den schicken, viralen Mantel von der Fratze des real (eigentlich nicht mehr) existierenden Sozialismus gerissen. Alt(-sozialistisch-)er Wein in neu(-viral-)en Schläuchen so zu sagen? Ist das Mitmachweb die Fortsetzung der DDR mit anderen Mitteln – müsste Web 2.0 eigentlich DDR 2.0 heißen? Ein unglaublicher Verdacht, der nach einer tieferen Analyse praktisch schreit.
Auf den ersten Blick kann es gar nicht sein, im Web geht alles, in der DDR nichts. Andererseits, also wenn man genau hinguckt, dann…so’n paar Gemeinsamkeiten fallen einem da schon auf. Einen Satz wie „Den Sozialismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf.“ hab’ ich in ähnlicher Form das ein oder andere Mal zum Web 2.0 im Web 2.0 gelesen. Auch das immer mehr Unternehmen so zu sagen im weiteren Sinne zum Web-Eigenen-Betrieb (abgekürzt WEB) werden sollen, erinnert auffallend an die guten alten VEB’s.
Aber gut, das können Äußerlichkeiten sein, zufällige Parallelen. Schauen wir lieber in die innere Struktur, was ist mit den Prozessen, wie sieht es aus mit dem Mitmachfaktor? Die DDR hatte ja eigentlich Zustimmungsraten von immer 99 Prozent – mindestens. Da machte man einfach gerne mit, da waren allen mit dem Herzen dabei. Ein Mitmachstaat so zu sagen. Im Web nicht anders, auch hier sind, wenn man in den Webdienststellen nachfragt, alle dabei, logo, kann ja gar nicht anders sein. Vielleicht noch nicht 99 Prozent, aber auf jeden Fall bald. Schließlich: Das Web in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf. Und das Web hat natürlich auch einen festen Wertekanon, ein philosophisches Fundament: die so genannten Blogrules. Und hier die DDR nicht anders, ebenfalls ein Manifest, die Marxrules. Passt auf, jetzt wird’s noch spannender. Was ist, wenn jemand gegen die Rules verstößt?
Gut, mögt Ihr sagen, die hat ja wahrscheinlich so oder so keiner gelesen, und was man nicht kennt, dafür kann man nicht bestraft werden. Aber Pustkuchen, die gibt’s und damit Basta. In der DDR war klar, einmal den falschen Witz gemacht und zack, Hohenschönhausen, Bautzen oder was es da sonst noch alles gab. Und im Web? So kann es da bestimmt nicht sein. Aber interessant. Ich hab es schon am eigenen Leib erfahren. Kaum mal was gegen das webistische Manifest gesagt, rums hat man die Websicherheit am Hals. Und die ist da gar nicht zimperlich. Wenn die Dich einmal auf dem Kicker hat, kennt die keine Regeln mehr, auch nicht die eigenen. Da lassen die die Webrules mal ganz fix Webrules sein. Da wird sogar zensiert! Ja, so geht das im Web 2.0. Kann es sein, dass die schöne neue Welt am Ende nur ein schönes „Neues Deutschland“ ist?
Ich sag Dir, liebes WEB 2.0, gib besser acht, denn: Wir sind das Volk!
Euer Bommel
Freitag, 15. Januar 2010
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